An die Gesandschaft der Französischen Republik

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Riesa, den 26.08.24

An die Gesandschaft der Französischen Republik

Berlin, Pariser Platz.

Hierdurch frage ich bei Ihnen ergebenst an, ob Sie die Freundlichkeit haben würden, mir die Adressen einiger französischer Tageszeitungen p.p. mitzuteilen, mit denen ich mich in Verbindung setzen möchte für folgende Zwecke:

Ich beabsichtige eine größere Reihe Artikel zu schreiben, in denen schonungslos die Wahrheiten stehen über alle die Kräfte und Organisationen, die sich in Deutschland einer Erfüllungspolitik des Versailler Friedensvertrages widersetzen, und wie alle Bestrebungen, diesen Friedensvertrag zu erfüllen, von rechts und links bekämpft werden. Besonders hart wird darin mit den nationalistischen Organisationen verfahren, die den Revanchegedanken predigen und sich auch in Sabotageakten bei der Ruhrbesetzung zeigten. Die Artikel sollen in die Form von an einem französischen Bekannten gerichteten Briefen gekleidet sein, um präciser auf die Materie eingehen zu können und nicht an langläufige Abhandlungen gebunden zu sein, damit die ? kräftigen Argumente am besten herausgeholt werden können und um auch besser auf an von den Redaktionen gestellte Stichworte eingehen zu können. Die Artikel sollen aber auf alle Fälle unter meinen vollen Namen und Adresse erscheinen, was ja durch die Unterschrift des Briefes und die Ortsangabe beim Datum des Briefes gewährleistet ist. Ich beabsichtige danach, den Stein erst richtig ins Rollen zu bringen. Die durch meine Artikel getroffene Meute in Deutschland wird sich mit einem Wolfsgeheul in ihrer Presse auf mich stürzen (hoffentlich nur das!), und dadurch ist mir die beste Gelegenheit auf Antwort gegeben.

Es ist darum notwendig, dass die Abhandlungen in der feindlichen Presse erscheinen, das gibt erst den nötigen Eclat. Ich bin auch aus einem anderen Grund gezwungen, diesen Weg zu beschreiten. Bei meinen offenen und rücksichtslosen Verlegungen habe ich zu befürchten, daß erstens einmal meine Arbeiten in Deutschland beschlagnamt würden und ich mit der Verfolgung durch Landesverrats- oder Hochverratsanklage zu rechnen habe. Im Interesse des guten Zweckes kann man diese Gefahr nur, auch andere ruhig auf sich nehmen. Da ich aber nicht allein stehe und meine Mutter und meine Familie zu versorgen habe, muss ich mich dorthin wenden, wo ich auf die beste Honorierung infolge der Aktualität der Sache rechnen kann, um meine Angehörigen für alle Eventualitäten schon von vornherein pekuniär sicher zu stellen.

Ich will gern hoffen, daß Sie mir im Interesse der Sache freundlichst Ihre hilfsreiche Unterstützung leihen und sehe einem umgehenden Bescheid mit Erwartung entgegen.

Hochacthungsvoll!
Johannes Johne
Riesa-Weida
Langestraße 16

Annotation:

M. Hesnard

Le signataire de cette lettre a-t-il un nom quelconque comme écrivain. Il parait d'ailleurs peu opportun d'accepter ses offres car les "ours" qu'il donnerait à la Presse ne contribueraient guère à l'amélioration du rapport franco-allemand.

(Signature)

 

 

Version : 09.12.2004 - Contents : Marzina Bernez-Hesnard

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