Berlin 6 Oct. 1922
Sehr verehrter Herr Doktor!
Schon als die ersten Informationen über den sehr unliebsamen Zwischenfall auftauchten machte ich die französischen Behörden darauf aufmerksam. Kurze Zeit darauf erschien im Temps ein ganz entschiedener Protest von einem der ersten pariser Kritiker: Paul Jouday. Sein Artikel gehört zu den schärfsten die er je geschrieben hat - und wurde nicht ohne vorherige Fühlung mit den zuständigen Stellen veröffentlicht. Nun wird vom Wolffschen Bureau die Meldung verbreitet, dass die Versteigerung der Ausstellungsgegenstände nicht stattfindet, und dass die Lagergeldforderung aus dem Gesamtbetrag der Liquidation deutscher Güter beglichen wird.
Ich habe sehr bedauert mich in dieser Angelegenheit nicht an Herriot selber (infolge seiner russischen Reise) nicht gewendet zu haben: man wird nie umsonst an seinen Gerechtigkeitssinn und an seine hohe Bildung appellieren. Bei seiner nächsten Durchreise durch Berlin will ich ihm Ihren Brief zeigen.
Übrigens, sehr verehrter Herr Doktor, wenn Sie bei solchen Anlässen geneigt wären das französische Publikum direkt zu erreichen, ein Pariser Korrespondent wird immer gerne bereit sein sich Ihnen zur Verfügung zu stellen: de Villemus, vom Echo de Paris, der sich stets bemüht die politische Linie des Blattes zu beeinflussen. Falls Sie ihm eine Interview gewähren wollten über die möglichen Hemmungen in den wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich, so würde er Ihre überaus wertvollen Äusserungen mit Dank entgegennehmen. Sein Blatt steht dem Marquis de Lubersac nahe.
Indem ich Ihnen, sehr geeehrter Herr Doktor, für Ihr mich ehrendes Vertrauen bestens danke, zeichne ich
in vorzüglicher Hochachtung
Ihr sehr ergebener
Oswald Hesnard
Version : 09.12.2004 - Contents : Marzina Bernez-Hesnard
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