Städte-Ausstellung in Lyon 1914

 

"Der ist nicht fremd, der teilzunehmen weiß..."

 

Erklärung aus dem Goethe-Museum in Frankfurt :

 

Alexander Trippel
Comte François de Thoranc
Heinrich Christoph Kolbe

"In unserem Archiv befinden sich eine Reihe von Dokumenten, die mit der Goethe-Ausstellung in Lyon zu tun haben.

Es ist eine lange und mühsame Geschichte gewesen, die schließlich - allerdings erst 1927 - zur Rückgabe der Goethe-Reliquien führte.

Die Goethe-Reliquien waren 1914 nach Ausbruch des Krieges beschlagnahmt worden, allerdings so gesichert worden, dass sie einer Zerstörung entgingen. Nach dem Krieg bewirkte eine direkte Eingabe an den Präsidenten der Republik, Millerand, dass die Aufhebung der Beschlagnahme verfügt wurde.

Dies geschah, aber nun erhob der Spediteur, bei dem die Gegenstände über den Krieg hin eingelagert waren, Forderungen in Höhe von 500.000 Francs (später 800.000 Francs), die weder der Deutsche Staat, noch das Goethe-Museum aufbringen konnte. Daher sollten die Sachen im Oktober 1922 versteigert werden.

Otto Heuer, der Direktor des Freien Deutschen Hochstifts/Frankfurter Goethemuseums, wandte sich daraufhin am 16. September 1922 mit einem Artikel ("Französischer Raub") an die Öffentlichkeit, so dass die europäische und amerikanische Öffentlichkeit davon Kenntnis nahm und die französische Regierung unter Druck setzte. Auch französische  Blätter, etwa die "Temps" forderten die Rückgabe der Goethe-Reliquien. Auch Thomas Mann und Max Reinhardt nahmen sich 1922 der Sache an und wollten vermittelnd tätig werden. 

Nach diversen Interventionen, darunter auch die von Stresemann, wurden die Goethe-Reliquien von der Versteigerung ausgenommen.

Die Rechnung des Spediteurs sollte aus der Liquidation deutscher Güter in Frankreich beglichen werden. Dies geschah aber nicht, so daß sich Heuer 1924 erneut an die Öffentlichkeit wandte und die freiwillige Rückgabe der Leihgaben von 1914 anmahnte (unter den ausgeliehenen Gegenständen befanden sich u.a. das Goethe-Porträt von Kolbe, Gemälde von Goethes Eltern und des Grafen Thoranc, wertvolle "Faust"-Ausgaben u. ä.).

Im Jahresbericht des Freien Deutschen Hochstifts von 1927 schreibt Ernst Beutler, der damalige Direktor unseres Instituts:

"Die Rückgabe der Goethereliquien aus Lyon schloss endlich eine alte Wunde, die der Krieg der geistigen Welt Frankfurts geschlagen hatte. [...]"

Am 26. März, bei Gelegenheit des Empfangs der französischen Teilnehmer an der Frühjahrsmesse, gab Herr Präsident Etienne Fougère aus Lyon im Namen des Bürgermeisters seiner Stadt, Herrn Edouard Herriot, im Kurfürstensaal des Römers Herrn Oberbürgermeister Dr. Landmann und der Verwaltung des Hochstifts die Erklärung ab, dass alle Schwierigkeiten, die der Auslieferung der Ausstellungsgegenstände bisher entgegenstanden, nunmehr behoben seien.

Die Gegenstände selbst folgten, verpackt in 21 Kisten, einige Wochen darauf, und wenn auch nicht alles zurück- und manches bei dem Brand der Ausstellung zu Schaden gekommen ist, die wesentlichsten und kostbarsten Stücke sind doch wohlerhalten wieder in unsere Hände gelangt und füllen wiederum ihren alten Platz im Museumssaal.

Noch heute sind die Gegenstände im Goethe-Haus und -museum zu sehen."

 

Dr. Joachim Seng
Freies Deutsches Hochstift

Frankfurter Goethe-Museum
Grosser Hirschgraben 23-25
60311 Frankfurt am Main

 

 

Version : 09.12.2004 - Contents : Marzina Bernez-Hesnard

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